Zwischen Hippies und High Tech

Von Johannes Baumgart

 

Im Norden Kaliforniens, an der schroffen Küste des kalten Pazifiks, liegt San Francisco. Die sagenumwobene Stadt mit der Golden Gate Brücke als Wahrzeichen war schon immer Sehnssuchtsort und Traumziel. Zunächst waren es die Goldsucher, die es Mitte des 19. Jahrhunderts in Scharen an die Westküste der USA zog, mit dem Traum von Reichtum und Wohlstand, der sich allerdings nur für die wenigsten erfüllen sollte. Einhundert Jahre später, in den 1960er Jahren, waren es die Hippies und Aussteiger, die zum "Summer of Love" nach San Francisco kamen und gegen das politische Establishment protestierten. Die Musik aus der damaligen Zeit wurde zur Hymne einer ganzen Generation und Scott McKenzie setzte San Francisco in seinem gleichnamigen Lied ein musikalisches Denkmal für die Ewigkeit. Nach der Jahrtausendwende erlebte San Francisco einen erneuten Aufschwung, dieses Mal getrieben von High Tech und IT Giganten wie Google, Apple, Facebook und Co., die alle ihre Firmensitze im Silicon Valley, rund eine Autostunde südlich von San Francisco, haben. Der liberale Geist Kaliforniens und die beiden großen Universitäten Stanford und Berkeley vor den Toren der Stadt bieten den optimalen Nährboden für Technologiekonzerne und mit den Universitätsabsolventen stehen jedes Jahr gut ausgebildete und hungrige Fachkräfte bereit, die sich allesamt ihren persönlichen American Dream erfüllen wollen. San Francisco hat seinen ganz eigenen Spirit und wer einmal durch die Straßenschluchten der Stadt gelaufen ist, den zieht es immer wieder zurück an die schroffe Küste Kaliforniens. Wir zeigen dir, was du als Besucher keinesfalls in San Francisco verpassen solltest und geben dir Reisetipps für deinen ganz persönlichen Trip in die 800.000-Einwohner-Stadt im Norden Kaliforniens. 


In diesem Artikel findest du:


TOP-FACTS SAN FRANCISCO

  • Kontinent: Amerika
  • Land: USA
  • Währung: US Dollar
  • Einwohnerzahl:  800.000
  • Fläche: 170.304 Quadratkilometer
  • Zeitverschiebung: - 9 Stunden

Mit dem Fahrrad über die Golden Gate Bridge

Den ersten Eindruck von San Francisco bekommst du am besten direkt mit dem Fahrrad. San Francisco ist zwar auf mehreren Hügeln erbaut und manche Straßen scheinen fast senkrecht in den Himmel zu gehen, doch die Stadt ist auch für Radfahrer durchaus attraktiv. Am flexibelsten bist du, wenn du dir einfach ein Rad ausliehst und die Stadt auf eigene Faust erkundest. Bei Blazing Saddles bekommst du für 36 $ (für 24 Stunden) ein modernes und technisch einwandfreies Fahrrad, mit dem du die Metropole auf zwei Rädern erkunden kannst. Ein ganz besonderer Moment ist es, die legendäre Golden Gate Brücke mit dem Fahrrad zu überqueren. Unterwegs hast du die Möglichkeit, anzuhalten, Fotos zu machen und die Aussicht auf die Stadt zu genießen. Voraussetzung ist natürlich, dass die Brücke nicht wie so oft in dicken Nebel gehüllt ist, der meist nur die Spitzen der beiden Türme erkennen lässt. Dennoch ist die Überquerung der Golden Gate Brücke eine ganz besondere Erfahrung, die man idealerweise mit dem Fahrrad (oder natürlich zu Fuß) genießen kann. Auf der Nordseite der Golden Gate Brücke erwartet dich Sausalito, ein perfekter Ort, um eine Kleinigkeit zu essen oder sich mit einem kühlen Getränk zu erfrischen. Alle, die sich den Rückweg mit Fahrrad sparen wollen, können auch eine Fähre (12,50 $) zurück an die Docks von San Francisco nehmen und vom Schiff aus die Überfahrt genießen. 

Golden Gate Bridge, San Francisco, Kalifornien, USA
Das Wahrzeichen der Stadt...
Golden Gate Bridge, San Francisco, Kalifornien, USA
...die golden Gate Bridge
Golden Gate Bridge, San Francisco, Kalifornien, USA
Blick von der Golden Gate Bridge auf Downtown

Fisherman's Wharf und Pier 39

Die Docks von San Francisco sind längst eine der wichtigsten Attraktionen der Stadt. Einst Anlaufstelle für Fischer erinnert heute nur noch der Name Fisherman's Wharf an den eigentlichen Zweck der Dockanalgen. Heute sind es vor allem Besucher, die Fisherman's Whaf und das Pier 39 mit seiner Seelöwenkolonie besuchen. Neben zahlreichen Restaurants und Bars gibt es hier eine Vielzahl an Shoppingmöglichkeiten sowie das Aquarium of the Bay, das gerade an regnerischen Tagen Besucher anzieht, um die Unterwasserwelt des Pazifischen Ozeans zu entdecken. 

Fisherman's Wharf, San Francisco, Kalifornien, USA
Fisherman's Wharf
Pier 39, San Francisco, Kalifornien, USA
Die Seelöwen-Kolonie am Pier 39
Fisherman's Wharf, San Francisco, Kalifornien, USA
Shops und Restaurants auf dem Fisherman's Wharf

Mit der Fähre nach Alcatraz

Nur ein paar Schritte vom Aquarium entfernt, am Pier 33, starten die Fähren hinüber auf die berühmt-berüchtigte Gefängnisinsel Alcatraz. Einst saßen hier die gefährlichsten Straftäter der USA ein, heute ist das ehemalige Gefängnis längst eine Touristenattraktion. Alcatraz galt als eines der sichersten Gefängnisse der Welt, denn die Insellage inmitten der Bucht von San Francisco mit seinem eiskalten Wasser, seinen gefährlichen Strömungen und den hungrigen Haien machten ein Entkommen schier unmöglich. Auch der berüchtigte Verbrecher Al Capone saß einen Teil seiner Strafe auf Alcatraz ab. 1662 gelang es drei Gefangenen, aus ihren Zellen auszubrechen und zu entkommen. Ob sie es tatsächlich ans Festland geschafft haben ist bis heute unklar. Nur ein Jahr später, im Jahre 1963, wurde das Gefängnis wegen den hohen Betriebskosten und des zunehmenden Verfalls der Gebäude geschlossen. Heute kann man die Gefängnisinsel besuchen und wird mit einer packenden Audiotour in die Zeit zurück versetzt, als Al Capone und Co. noch die winzigen Gefängniszellen bewohnten. Du solltest unbedingt vorher eine Tour auf der Website von Alcatraz Cruises buchen, besonders schaurig sind auch die Night Tours, die nach Einbruch der Dunkelheit stattfinden und man nochmals einen anderen Eindruck von Alcatraz bekommt.

Alcatraz, Insel, San Francisco, Kalifornien, USA
Blick auf die Gefängnisinsel Alcatraz
Fähre, Gefängnis, Boot, Insel, San Francisco, Kalifornien, USA
Mit der Fähre nach Alcatraz
Alcatraz, Insel, Gefängnis, San Francisco, Kalifornien, USA
Das Gefängnis auf Alcatraz

Haight & Ashbury und The Castro

Auch heute noch hat sich San Francisco seinen Charme und auch seine Weltoffenheit und Toleranz bewahrt. Der Geist, der einst in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts Einzug erhielt, ist heute noch besonders im Stadtviertel Haight & Ashbury zu spüren. Einst Zentrum der Hippiekultur und Heimat von Janis Joplin ist das Viertel, welches nach den beiden Straßen Haight Street und Ashbury Street benannt ist, auch heute noch Treffpunkt  für Alternative, Aussteiger und Anhänger der Flower Power Bewegung. Neben alternativen Cafés, Plattenläden und Restaurants kann man an jeder Ecke skurrile Gestalten beobachten. Ein Bummel durch das Viertel lohnt sich besonders, da hier der erste Eisladen von Ben & Jerry's eröffnete und heute noch süße Leckereien serviert. Nur ein paar Blocks von Haight & Ashbury entfernt beginnt das Viertel The Castro. Namensgeber des Viertels war das Castro Theatre, ein ehemaliges Kino. Das Viertel ist besonders durch seine Schwulen- und Lesbenszene bekannt und ist seit den späten 1960er Jahren Anziehungspunkt für Homosexuelle aus den USA und dem Rest der Welt. Gerade nach Einbruch der Dunkelheit erwacht The Castro zum Leben und Bars wie The Elephant Walk oder The Norse Cove tragen zum berüchtigten Nachleben ihren Teil bei.

Haight & Ashbury, Hippies, San Francisco, Kalifornien, USA
Die Kreuzung der Haight & Ashbury Street
Haight & Ashbury, Hippies, San Francisco, Kalifornien, USA
Einer der buntesten Stadtteile von San Francisco
Castro, Castro District, Gay, San Francisco, Kalifornien, USA
Das Castro Theater - Namensgeber des Viertels

San Franciscos Chinatown

Ein weiteres Stadtviertel San Franciscos, welches über die Grenzen Kaliforniens hinaus Bekanntheit genießt, ist Chinatown. Durch das Dragon Gate, einem Tor in alter Chinesischer Bauweise, erreicht man das Stadtviertel, in dem die Chinesische Kultur heute noch allgegenwärtig ist. Die Bauweise der Häuser lässt dich vergessen, in einer Amerikanischen Großstadt zu sein. Einwanderer aus China stellen auch heute noch die Mehrheit der Bewohner des Viertels und es sind vor allem die Chinesischen Restaurants, die Chinatown heute berühmt machen. Nirgendwo sonst außerhalb Chinas kann man die Vorzüge der kantonesischen Küche so genießen wie in Chinatown San Franciscos. 

Chinatown, San Francisco, Kalifornien, USA
Das Tor zu Chinatown
Chinatown, San Francisco, Kalifornien, USA
Typisch chinesische Shops
Chinatown, San Francisco, Kalifornien, USA
Streetart auf Chinesisch

Cable Car, Painted Ladies und die Lombard Street

Das wohl berühmteste Transportmittel in San Francisco sind ohne Zweifel die Cable Cars. Erstmals 1873 in Betrieb genommen sind heute noch drei Linien in der Stadt aktiv. Die Cable Cars werden durch ein Seil angetrieben, welches unterhalb der Schienen verläuft. Der Wagen wird mit Hilfe einer Metallklemme in das dauerhaft laufende Seil eingehängt und somit angetrieben. Gerade bei den teils drastischen Steigungen der Straßen San Franciscos sicherlich eine bewährte Antriebstechnik. Heute sind es zwar meist Touristen, die in den historischen Wagen durch die Stadt fahren, jedoch sind die Cable Cars aus dem Stadtbild San Franciscos nicht mehr wegzudenken und zählen zu den absoluten Wahrzeichen der Stadt an der Pazifikküste. 

Fast genauso bekannt wie die Cable Cars sind auch die Kurven der Lombard Street. Die Straße, die einmal quer durch San Francisco verläuft und zu einen der wichtigsten Verkehrsadern der Stadt zählt, ist vor allem wegen ihrer serpentinenartigen Kurven bekannt. Die Kurven wurden in den 1920er Jahren angelegt, da die Straße ansonsten zu steil für Fußgänger und Autos gewesen wäre. Auf einer Länge von 150 Metern kommt die Straße auf stolze zehn Kurven und zählt somit zu den kurvenreichsten Straßen der Welt. Heute ist der kurvige Straßenabschnitt ein beliebtes Fotomotiv und Besucher der Stadt quälen sich mit ihren Mietwägen im Schritttempo den Abschnitt der Lombard Street auf dem Russian Hill hinunter. 

Ein weiteres Postkartenmotiv San Franciscos sind die Painted Ladies. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um Frauen sondern um viktorianische Holzhäuser aus dem 19. Jahrhundert, die am Alamo Square aufgereiht sind und mit ihrer bunten Bemalung heute zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt zählen. Vor allem der Kontrast zur modernen Skyline im Hintergrund machen die Painted Ladies so besonders und auf der großzügigen Wiese des Alamo Squares kann man sich wunderbar von einem anstrengenden Tag in der Stadt erholen. 

 

Cable Cars, San Francisco, Kalifornien, USA
Nicht mehr wegzudenken - die Cable Cars
Painted Ladies, San Francisco, Kalifornien, USA
Downtown als Fotokulisse für die Painted Ladies
Lombard Street, San Francisco, Kalifornien, USA
Blick vom oberen Ende der Lombard Street

Berkeley und Stanford University

Vor den Toren San Franciscos befinden sich zwei der berühmtesten und einflussreichsten Universitäten der USA: Die Univerity of California Berkeley und die Standford University. Über die San Francisco Bay Bridge erreicht man Berkeley auf der anderen Seite der Bucht von San Francisco. Die gleichnamige Universität zählt zu den berühmtesten Unis der Welt und bietet über 300 verschiedene Studiengänge an. Mehr als 35.000 Studenten absolvieren ihr Studium auf dem Campus in Berkeley, wobei die Studiengebühren mit über 40.000 $ pro Kalenderjahr (für Ausländer)  nicht gerade ein Schnäppchen sind. Dafür hat man die Chance, Vorlesungen von insgesamt noch acht lehrenden Nobelpreisträgern zu besuchen. Auch für Nicht-Studenten lohnt sich ein Ausflug auf den Campus der Universität, da sich die parkähnliche Anlage mit den verschiedenen Fakultätsgebäuden optimal für einen Spaziergang eignet.

Nicht weniger bekannt als der Campus in Berkely ist die Stanford University, rund eine halbe Autostunde südlich von San Francisco. Zwar hat Stanford mit seinen 16.000 gerade einmal halbsoviel Studierende wie Berkeley, doch die Universität ist Keimzelle für viele Hightech Unternehmen, die sich südlich der Universität im Silicon Valley angesammelt haben. So haben die Google-Gründe Larry Page und Sergey Brin genauso in Stanford studiert wie auch Steve Ballmer, der ehemalige Chef von Microsoft. Doch auch abseits der Hightech-Industrie hat Stanford mit der ehemaligen Außenministerin der USA, Condoleezza Rice und dem Golf-Superstar Tiger Woods durchaus berühmte Absolventen. Besucher können den Campus auf eigene Faust erkunden und den ganz eigenen Flair der reichsten Universität der USA hautnah spüren. 

Berkeley University, San Francisco, Kalifornien, USA
Das Campus der Berkeley University
Stanford University, San Francisco, Kalifornien, USA
Eine der berühmtesten Universitäten der Welt...
Stanford University, San Francisco, Kalifornien, USA
... die Stanford University

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DIE WICHTIGSTEN LINKS:

Fotogalerie  - San Francisco

Blazing Saddles - Fahhradverleih in San Francisco

Golden Gate Ferry - Fähre von Sausalito nach San Francisco 

Fisherman's Wharf - Ehemalige Docks der Stadt

Alcatraz Cruises - Mit dem Boot auf die Gefängnisinsel


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