Von Johannes Baumgart
London ist nicht nur die Hauptstadt des Britischen Königreichs sondern auch das Mekka für alle Fußball-Fans. Weltclubs wie der FC Arsenal, Chelsea London oder die Tottenham Hotspurs sind in London zu Hause. Insgesamt spielen zehn Londoner Vereine in den beiden höchsten Englischen Spielklassen. Grund genug, ein Wochenende in der Metropole an der Themse zu verbringen und ein Heimspiel der Tottenham Hotspurs im legendären Wembley Stadion anzuschauen. Wir nehmen dich mit auf eine spannendes Wochenende zwischen Flugzeug, Stadion und Pub.
Der Rucksack ist gepackt. Was braucht man auch schon für eine einzige Nacht in London. Die Wettervorhersage für Englands Süden liest sich für ein Wochenende im Januar geradezu euphorisch. 7 Grad und kein Regen! Es soll tatsächlich das komplette Wochenende trocken bleiben. Das erste Klischee über den Dauerregen in London ist somit schon einmal hinfällig. Umso mehr steigt die Vorfreude auf einen tollen Fußballausflug ins legendäre Wembley Stadion. Die Tickets für die Premier League Partie zwischen den Tottenham Hotspurs und dem FC Everton waren schnell über das Internet bestellt. Bei den Hotspurs hat man, im Gegensatz zu anderen Vereinen wie dem FC Arsenal oder Manchester United, auch als Nicht-Vereinsmitglied die Möglichkeit, online Tickets zu bestellten. Die günstigsten beginnen bei 40 Pfund für einen Sitzplatz hinter dem Tor. Bei Topspielen wie zum Beispiel die Derbys gegen Arsenal oder Chelsea ist der Verkauf an Nicht-Mitglieder jedoch eingeschränkt.
TOP-FACTS LONDON
Ausgestattet mit einem dicken Wintermantel und einigen britischen Pfund vom letzten England-Besuch geht es mit dem Auto in Richtung Karlsruhe, genauer gesagt zum Flughafen Karlsruhe Baden-Baden. Ähnlich wie der Airport in Frankfurt Hahn starten hier fast ausschließlich die Billigflieger, allen voran Ryanair. Für den Flug nach London Stansted bezahlen wir insgesamt 70 Euro inklusive Rückflug.
Pünktlich auf die Minute hebt die Boeing 737 mit der irischen Harfe auf der Heckflosse ab in Richtung London. Die Fußball-Tour zu den Tottenham Hotspurs beginnt. An Bord gibt es erwartungsgemäß wenig Annehmlichkeiten. Die spartanische Kabine erinnert eher an einen Regionalzug als an ein Flugzeug, Drinks kosten sowieso extra und über die blechern klingenden Bordlautsprecher wird dafür geworben, sich an der Ryanair Lotterie zu beteiligen und fleißig Lose zu kaufen. Das lässt uns jedoch komplett kalt, was kann man anderes für diesen günstigen Flugpreis auch erwarten. Zumal die tatsächliche Flugzeit gerade einmal etwas mehr als eine Stunde beträgt. So schnell man abgehoben ist, so schnell setzen die Räder auf der Piste im Norden Londons auf. Und Dank der Zeitverschiebung landet man quasi zur selben Uhrzeit zu der man in Deutschland abgeflogen ist.
Nach der Landung geht es direkt durch die Ausweiskontrolle. Obwohl Großbritannien noch zur Europäischen Union gehört hat man ohne Reisepass oder Personalausweis keine Chance, das Land zu betreten. Vorbei an den Kofferbändern bahnen wir uns den Weg zum Stansted Express, dem Schnellzug, der den Flughafen Stansted (rund 50 Kilometer Luftlinie nördlich vom Zentrum Londons) mit der Innenstadt verbindet. Aufgrund von Bauarbeiten ist die Strecke jedoch aktuell gesperrt, sodass wir einen Ersatzbus nehmen müssen, der uns ins Zentrum zum Bahnhof Liverpool Street bringt. Von dort aus nehmen wir die Underground, die Londoner U-Bahn, um mit der Metropolitan Line direkt zum Wembley Stadion im Westen Londons zu fahren. Eigentlich tragen die Tottenham Hotspurs ihre Heimspiele im Stadion an der White Hard Lane aus. Jedoch wurde 2017 das alte Stadion komplett abgerissen, um an gleicher Stelle eine nagelneue Fußballarena zu errichten. Bis diese fertiggestellt ist spielen die Spurs im Wembley Stadion.
Die Entfernungen in London sind doch größer als erwartet. Während der Flug von Deutschland aus nur eine gute Stunde gedauert hat waren wir nun vom Flughafen bis zum Stadion geschlagene zwei Stunden unterwegs. Da das Spiel bereits um 17:30 Uhr Ortszeit beginnt bleibt keine Zeit mehr, um im Hotel einzuchecken und die Rücksäcke aufs Zimmer zu werfen. Jedoch darf man im Wembley Stadion, wie auch in allen anderen Stadien Englands, keine Rucksäcke mit hinein nehmen. Gut, dass es das junge Londoner Start Up CityStasher gibt. Auf der Website von CityStasher findet man Läden, bei denen man für eine kleine Gebühr (6 Pfund pro Tag) seinen Koffer oder seinen Rucksack deponieren kann. Man bucht bequem und einfach über die Website und erhält einen Abholcode direkt bei Abgabe der Rucksäcke.
Von der U-Bahn Haltestelle Wembley Park geht es einige hundert Meter entlang eines Boulevards, an dessen Ende das Wembley Stadion schon zu sehen ist. Der charakteristischen Bogen, der sich bis auf eine Höhe von 133 Metern über das Stadion erhebt und das Dach trägt, ist so einzigartig wie beeindruckend zugleich. Da ist es also, das legendäre Wembley Stadion. Schon der Name an sich lässt das Herz von Millionen Fußballfans höher schlagen. Unvergessen ist das WM Finale von 1966, in dem Deutschland durch das sagenumwobene Wembley Tor gegen England in der Verlängerung verlor. Einzige Gemeinsamkeit des heutigen Wembley Stadions mit dem historischen Stadion ist der Standort. Ansonsten ist die Arena heute eine der modernsten Europas. 2007 für umgerechnet 1,2 Milliarden Euro Baukosten fertig gestellt fasst das neue Wembley bei Fußballspielen 90.000 Zuschauer und ist somit, nach dem Camp Nou in Barcelona, das größte Fußballstadion unseres Kontinents. Bei den Sommerspielen 2012 in London fanden im Rahmen des Olympischen Fußballturniers vier Vorrundenspiele, ein Viertelfinale, zwei Halbfinalspiele sowie die beiden Endspiele (Frauen und Männern) im neuen Wembley Stadion statt. Deutsche Fußballfans erinnern sich sicherlich noch gut an das Finale in der Champions League zwischen dem FC Bayern München und Borussia Dortmund im Jahr 2013, welches auch im Wembley Stadion stattgefunden hat.
Wie auch in anderen Stadien sind die Sicherheitsvorkehrungen auch in Wembley hoch. Nach einer gründlichen Durchsuchung geht es mit drei Rolltreppen hinauf in den dritten Rang, wo unser Block 508 ist. Noch schnell ein Bier und dann nichts wie rein auf die Plätze. Jedoch gelten in England andere Regeln als in Deutschland. Alkohol darf man nicht auf seinen Plätzen konsumieren sondern nur an den Ständen im Umlauf. Wieder etwas gelernt. Das erklärt natürlich auch, wieso das Stadion zum Anpfiff nur zu zwei Drittel gefüllt ist und erst nach Spielbeginn langsam aber sicher voll wird.
Die erste Halbzeit ist vorbei. Tottenham führt hochverdient mit 1:0 durch ein Tor von Heung-Min Son (ja, genau der von Leverkusen). Everton, obwohl auf Platz 9 der Premier League, hat nicht der Hauch einer Chance. Einzig Wayne Rooney, der den Spätherbst seiner Karriere bei seinem Jugendverein ausklingen lässt, strahlt so etwas wie Gefahr aus. Ansonsten dominiert Tottenham mit Harry Kane, Christian Eriksen und allen voran Dele Ali das Spiel nach Belieben. Richtige Stimmung, wie man es aus der Bundesliga kennt, will in der riesigen Schüssel jedoch nicht aufkommen, obwohl das Stadion mit 76.000 Zuschauer sehr gut besucht ist und auch der Gästeblock mit den Fans aus Everton gut gefüllt ist. Ab und zu hallt ein „Come on you Spurs“ durch das Rund, aber der englische Fan ist eher ein stiller Genießer.
Das Spiel ist zu Ende. Nach 92. Minuten pfeift Schiri Craig Pawson das Spiel ab. Das Blöde daran ist, dass den Schlusspfiff nur noch rund 30.000 Zuschauer mitbekommen. Die anderen 46.000 haben nämlich schon längst das Stadion verlassen. Zu deutlich ist das Ergebnis. Durch einen Doppelpack von Harry Kane sowie einem Treffer von Christian Eriksen gewinnen die Spurs mit 4:0 gegen völlig überforderte Evertonians. Anstelle einer Ehrenrunde und einer gemeinsamen Feier mit den Fans winken die Spieler einmal kurz in das halbleere Stadion und verabschieden sich. Fünf Minuten nach Abpfiff ist das Stadion auch schon wieder komplett leer.
Dafür ist der Weg zur U-Bahn Station umso voller. Die Menschenmassen schieben sich in Richtung Haltestelle Wembley Park. Dem wollen wir entgehen, indem wir per Uber einen Fahrer buchen. Im Gegensatz zu Deutschland ist Uber in Großbritannien weit verbreitet. Mit der einfachen App ist der Fahrer schnell gebucht. Jedoch gestaltet sich die Abholung und die Fahrt zum Hotel umso schwieriger, da die Straßen rund um das Wembley Stadion hoffnungslos verstopft sind und wir für die Fahrt, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln rund 45 Minuten gedauert hätte, fast anderthalb Stunden brauchen.
Nach einem schnellen Check In im Hotel (Doubletree Westminster) geht es, wieder mit Uber, direkt weiter zum Abendessen. Wir haben uns Gordon Ramsey’s Heddon Street Kitchen unweit des Piccadilly Circus herausgesucht und bereits von Deutschland aus einem Tisch reserviert. Der bekannte britische Fernsehkoch hat 18 Restaurants weltweit, darunter alleine 13 in London. Von der freundlichen Bedienung werden wir zu einem komplett verglasten Kühlschrank geführt, in dem das leckere Dry Aged Fleisch bereits darauf wartet, von uns ausgesucht zu werden. Wir entscheiden uns für das Rib Eye Steak und werden nicht enttäuscht. Zusammen mit einem leckeren Salat und einem eiskalten Camden Pale Ale das perfekte, wenn auch mit rund 50 Pfund pro Person nicht gerade günstige Abendessen.
Nach dem Essen geht es weiter in die Carnaby Street, nur wenige Gehminuten von Gordon Ramseys Restaurant entfernt. Hier reiht sich ein Pub an den nächsten. Während die Restaurants die letzten Gäste langsam verabschieden öffnen die Clubs in diesem coolen Viertel Londons ihre Pforten. Nach einem langen Fußballtag sind wir allerdings zu müde, um uns bedingungslos ins Londoner Nachtleben zu stürzen und entscheiden und für den Rückzug ins Hotel.
Gut ausgeruht können wir jetzt den Sonntag Vormittag nutzen, um die Sehenswürdigkeiten Londons im Schnelldurchgang abzuarbeiten. Durch die gute und zentrale Lage unseres Hotels sind wir in nur wenigen Minuten direkt am House of Parliament und Westminster Abbey. Leider ist die Kirche für Besucher an einem Sonntag nicht zugänglich, da sie sonntags für ihre eigentliche Bestimmungen, den Gottesdienst, genutzt wird. Weiter führt uns der Spaziergang, vorbei am St. James Park direkt zum Buckingham Palace. Die hunderte Menschen und die abgesperrten Straßen lassen schon erahnen, dass wir genau richtig zum Wachwechsel kommen. Dieses Schauspiel, das auf uns sowohl befremdlich als auch faszinierend zugleich wirkt, findet hier jeden Sonntag statt und zieht regelmäßig hunderte Schaulustige an.
Vom Buckingham Palace laufen wir weiter, kreuz und quer durch die britische Hauptstadt. Obwohl die meisten Geschäfte sonntags geschlossen haben sind die Straßen und Bürgersteige trotzdem voll. Der Covent Garden Market ist auch sonntags ein beliebter Treffpunkt für Einheimische und Touristen. Bei Livemusik kann man sich mit einem leckeren Kaffee oder einem Mittagessen stärken. Leider bleibt uns nicht mehr allzuviel Zeit, da unser Rückflug nach Deutschland noch am selben Nachmittag ansteht.
Eine günstige Alternative zum Stansted Express (der an unserem London-Wochenende ohnehin aufgrund von Wartungsarbeiten außer Betrieb ist) bietet der National Express Bus. Die Linie A7 fährt von der Victoria Bus Station und von London Southwark nonstop in rund einer Stunde nach Stansted, und das ohne umsteigen zu müssen. Die Tickets kosten nur 17 Pfund pro Person und sind somit rund 10 Pfund günstiger als mit dem Stansted Express. Doch Vorsicht, beim Fahrer kann man weder mit Bargeld noch mit Kreditkarte bezahlen. Entweder man löst ein Ticket an einem Automaten oder man holt sich ein Online Ticket auf der Website von National Express (das Ticket bekommt man dann direkt per Mail als QR Code auf sein Handy).
Der Flughafen Stansted hat sich in den letzten Jahren richtig gemausert. Nichts erinnert mehr an den Billig-Airport vergangener Zeiten. Schicke Geschäfte und zahlreiche Restaurants lassen vor dem Abflug nach Hause keine Wünsche offen. Nach einer letzten Stärkung geht es mit einer leichten Verspätung von einer halben Stunde wieder zurück nach Hause.
So sehr man sich im Vorfeld auf das Fußballwochenende in London gefreut hat, so schnell ist es auch schon wieder vorbei. Was bleibt sind tolle Erinnerungen und das Gefühl, ein Premier League Spiel in einem der berühmtesten Stadien der Welt gesehen zu haben.
Falls du dich fragst, mit wie viel Ausgaben du für einen Ausflug nach London inklusive dem Besuch eines Premier League Spiels einplanen musst, hier die Aufstellung der Kosten für den Trip nach London:
Gesamtkosten: 379 €
DIE WICHTIGSTEN LINKS:
Momondo - Flüge nach London
Trivago - Hotels und Unterkünfte in London
Stansted Express - Flughafentransfer in die City
London Tube - Website mit U-Bahn Plan Londons
Wembley Stadion - Website der Fußballarena
Tottenham Hotspurs - Website mit Ticketshop
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